mrt1 Esther Huber - Zürich
Fotografie

 

 

 

 

 

 

 

2009

 

 

Einfahren in die Röhre. Einmal fussvoran, einmal kopfvoran. In einen Einbaum in Tücher gebettet, der Schragen kalt-hart, der Kopf fixiert. Eishockey? Immer verkabelt - die Verbindung zur alten Welt und der Eingang in die kleine feine Röhre ins Labyrinth. Der Schlauch meist rot gefüllt. Davonfahren - Einfahren, der Kreis, die Luft. Es gibt immer zwei Ausgänge. Ein, zwei ruckartige Bewegungen: vorwärts, zögern rückwärts - stecken bleiben. Dann lauschen, nach Innen hören, schauen? aber wohin? Atem - daran kann ich mich halten. Muss ihn hin und wieder ganz anhalten. Nur für Sekunden zwar, aber auf Anweisung über Kopfhörer. Die Stimme aus dem zweifach anderen Raum. Hämmern, Vibration, Wärme, Durchdringen und doch immer nur dunkel - die Bilder entstehen erst danach: auf einer Scheibe unsichtbar, auf einem transparenten Film negativ sichtbar. Ich lasse mich gehen, werde in Scheiben, Schnitten dargestellt - zerstückelt. Das muss so sein. Reise mit repetitiven Geräuschen in neue alt bekannte Gegenden, Räume. Hammerschläge und Getöse verwandeln sich in Töne: 100 Kontrabasse, Celli, Blasinstrumente - sie tragen, formen einen Klangteppich, dehnen sich im imaginären Raum aus. Neuer Puls, neuer Atem. Im Hintergrund ganz schwach Popmusik, ein Versuch die reale Welt in Erinnerung zu behalten, ein lächerliches Kräftemessen mit den durchdringenden Tönen des Geräts, mit dieser dunklen weiten anderen Welt. Eigentlich nur lästig. Dann die Stimme aus dem Off: „Alles in Ordnung bei Ihnen?“ „Was? Wo? Krächz - Schluck - ja.“ Füsse, Arme, Gesäss eingeschlafen, schon längst verabschiedet, setze ich meinen Körper neu zusammen. Diesmal richtig. „Wir fahren Sie jetzt ein Stück heraus.“ „Was? Her- oder hinaus?“ Grelles Licht - kalt - plötzlich auch im rechten Arm. Zurück in die andere Welt. Jetzt mit Kontrast. Die Flüssigkeit verteilt sich über die Bahnen, sekundenschnell im ganzen Körper. Ein Wald, verästelt - heiss. Jetzt bin ich kontrastiert - eine neue Gradation? Die Kontrabasse legen den Teppich auf der neuen Oberfläche aus. Der veränderte Geruchsinn schaltet sich ein. Flug über neue Gewebe. Schwarz-Dunkelblau in fahlem Licht. Luftwirbel um die Ohren. Der Kern noch immer in Vibration und warm. „Noch zwei Sequenzen, dann haben Sie es geschafft.“ „Match gewonnen?“ Retourfahrt, viel Licht, ein Gesicht, von Schläuchen befreit, wieder abgetrennt. Ein Nicken, ein Lächeln - Adieu. A Dieux. - Bis zum nächsten Mal.

e.h. 2009